Krebs & Kraft

Immer mehr Menschen sind mit der Diagnose Krebs konfrontiert, die zunächst alles im Leben umzustoßen scheint. Zu Beginn ist häufig das Ausmaß der Erkrankung nicht klar, und Patienten müssen oft wochenlang mit der Unklarheit leben, wie gravierend die Krankheit ist. Dieses Trauma und die Eile, die von der Medizin bei der sehr wichtigen Entscheidung, welcher Therapieweg gewählt werden soll, an den Tag gelegt wird, führen oft dazu, dass die Angst regiert. Depression und Resignation sind die Folge. Das geht auch anders: Dies ist ein Moment, in dem wir in uns hineinhorchen können: Wo stehen wir, wie fühlt es sich an, unser Leben zu leben? Indem wir selbst die Verantwortung für unsere Heilung übernehmen, finden wir zu oft ganz überraschender innerer Stärke und neuer Lebendigkeit.
Menschen, die an Krebs erkrankt sind, berichten immer wieder darüber, dass die Krankheit Wendepunkt und Chance war. Lawrence LeShan beschreibt in seinem Buch „Diagnose Krebs: Wendepunkt und Neubeginn“ wie Menschen die Krankheit nutzten, um ihr Leben endlich so zu gestalten, wie es ihrem tiefsten Inneren entspricht. Dazu gehört, unnötige Verantwortung abzugeben, weniger stark danach zu gehen, was das Umfeld meint, und alten Groll und alte Trauer aufzulösen.
Die Krebsdiagnose kommt in der Regel an einem Punkt, an dem sich schon eine jahrelange Erschöpfung kumuliert hat, die Freude, Leichtigkeit und Kraft lange schon fehlt. Der Körper drückt mit der Erkrankung nicht zuletzt aus, dass der Lebenswillen und die Lust am Leben erlahmt sind – oft auch, wenn nach außen hin alles gut zu sein scheint.
Beim Erforschen geht es darum, genau zu schauen, wie sich das Leben vor der Erkrankung angefühlt hat und welche Ängste und Glaubensätze das eigene Sein prägen. Angst ist nicht nur ein schlechter Ratgeber, sondern nimmt auch die Freiheit, bewusst zu entscheiden. Eine offene Auseinandersetzung mit dem Tod, der ultimativen Drohung, die bei Krebs plötzlich im Raum steht, ist deshalb so wichtig, weil der Gedanke daran oft tiefe Ängste auslöst. Ist das Sterben für sich selbst schlimm, oder geht es vor allem um diejenigen, die zurück bleiben? Wer im Frieden mit dem Tod sein kann, hat eine sehr viel entspanntere Gegenwart – ganz unabhängig von der Situation. Was sagt der Körper? In unserem Körper sind viele Antworten zugänglich, die der Verstand nicht bieten kann. Sie helfen dabei herauszufinden, wozu Sie Lust haben, ganz unabhängig davon, was Freunde, Kollegen oder Familie dazu sagen würden, und auch dabei, diese neuen Wege zu verfolgen. Das Ziel: Die Krankheit als Geschenk sehen und das Leben ohne Angst genießen.

„Ich hatte bis dahin Mühe mit der Frage von Patienten, was sie selbst für sich, für ihre Heilung tun können. Jetzt konnte ich diese Frage verstehen und beantworten. Meine Antwort bestand in einer Gegenfrage: ‚Was meinen Sie selbst, was Sie für sich tun können?‘. Denn darum geht es doch: Die Antwort auf die Frage: ‚Was kann ich für mich selbst tun?‘ liegt nicht in anderen, nicht draußen. Ich finde sie nur innen, in mir selbst. […] Von da an sagte ich meinen Patienten: ‚Lassen Sie sich Zeit mit der Therapie, gewöhnen Sie sich erst an die neue Lebenssituation“.

Annette Bopp, Delia Nagel, Gerd Nagel, „Was kann ich für mich selbst tun? Patientenkompetenz in der modernen Medizin“. Zitat von Gerd Nagel, der langjähriger Chef der Uniklinik Göttingen und Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft  und selbst zeitweise an Leukämie erkrankt war

elfe mit zauberstab